Kongress 2013

Rückblick

Kongressbericht zum

78. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für
Sprach- und Stimmheilkunde

Unter dem Motto „Zurück zu den Wurzeln: Sprach- und Stimmheil-kunde“ hatten Tagungspräsidentin Dr. Susanne Voigt-Zimmermann      und Prof. Dr. Dr. Martin Ptok als Präsident der Deutschsprachigen Gesellschaft für Sprach- und Stimmheilkunde (DGSS) im März 2013       ins Gesellschaftshaus Magdeburg eingeladen.

Die deutschsprachige Gesellschaft für Sprach- und Stimmheilkunde (DGSS) ist die älteste deutschsprachige interdisziplinäre Gesellschaft, die sich für stimm-, sprech-, sprach-, hör- und schluckgestörte Menschen einsetzt.

Die mehr als 100 Teilnehmer erwartete beim Kongress eine Vielfalt an Themen aus den unterschiedlichen Fachbereichen und von der in der DGSS organisierten Berufsgruppen (z.B. Phoniatrie, Logopädie, Klinische Psychologie, Sprachheilpädagogik, Akademische Sprachtherapie).

Hoch interessante Workshops bildeten den Kongressauftakt -- schon vor der offiziellen Begrüßung durch den Prorektor für Forschung, Technologie und Chancengleichheit der Universität Magdeburg, Prof. Dr. Volkmar Leßmann. In den Workshops präsentierten und diskutierten die Vertreter der unterschiedlichen Berufsgruppen neue und neu entdeckte Bedingungen für gelingende Diagnostik und Therapie. Thema waren beispielsweise die Konditionen für ein erfolgreiches Arzt-Patienten-Gespräch, die Dr. Dirk Deuster von der Uni Münster dann auch mit den Teilnehmern praktisch erprobte.

Daran anschließend spannten sich im großen Bogen die wissenschaftlichen Beiträge des erstmals aufgelegten Symposiums „Therapie und Plastizität“. Die Referenten präsentierten eindrücklich und unterhaltsam,

  • welche Mechanismen der kortikalen Plastizität zugrunde liegen (Prof. Dr. Claudia Grothe, Hannover),
  • inwieweit neuroplastische Effekte erzielt werden können durch

- Musik (Prof. Dr. Eckart Altenmüller, Hannover),

- lexikalische Stimuli (PD Dr. Stefanie Abel, Aachen) und

- hohe Therapieintensität (PD C. Breitenstein, Münster),

  • um Sprach- und Kommunikationsfähigkeit für Erwachsene mit Aphasien oder Redeflussstörungen (Prof. Dr. Martin Sommer, Göttingen) nachhaltig zu verbessern bzw. wiederherzustellen.

Der zweite Kongresstag begann mit der Verleihung des Preises „Neue Impulse“ des Thieme Verlages an Moti Brinkhaus, Lehr- und Forschungslogopädin von der RWTH Aachen. Sie erhielt den Preis für ihre Masterarbeit zum Thema „Training bei Dyslexie – Hirnfunktionelle Veränderungen“.

Die in den Zielen der DGSS verankerte „professionsübergreifende Fachperspektive“ und die im Kongresstitel genannten „Wurzeln“ spiegelten sich programmatisch in den Themenbereichen des Tages wider:

I: Stimmstörungen,

         II: Hörstörungen,

        III: Zentrale Aspekte und Störungen der Sprachverarbeitung

              und -produktion und

        IV: Sprachentwicklungsstörungen.

Neben freien Vorträgen und Posterpräsentationen erlebten die Kongressteilnehmer am zweiten Tag mit einer neuen Präsentationsform ganz besondere Höhepunkte. „Therapy on stage“ faszinierte beispielsweise im Themenbereich „Stimmstörungen“, und gab dabei auch den Studierenden und Vertretern anderer Fachbereiche Einblicke in das praktische Therapiegeschehen.

Prof. Dr. Dr. Martin Ptok demonstrierte die neuromuskuläre Elektrostimulationstherapie (NMES) als wichtiges Tool in der Therapie von Stimmlippenlähmungen.

Auch Elin Rittich, Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin (B.Sc./ SLT) schaffte es, zusammen mit ihrer Patientin die therapeutische Situation „von der Übung in den Text“ als Transferprozess der Stimmtherapie nacherlebbar herzustellen. Es schien, als ob die beide den Saal mit Publikum ausgeblendet hatten. Sie arbeiteten konzentriert eine vollständige Übungseinheit, die für den geübten Hörer auch kleine stimmliche Veränderungen der Patientin hörbar machte. Dass sich beide – Therapeutin und Patientin – dieser Situation so mutig stellten, rang allen Teilnehmern Hochachtung ab.

Denselben Respekt erhielten Judith Heide, Dipl.-Patholinguistin an der Universität Potsdam und ihre Patientin Sevim Kilic, die seit einem Schlaganfall 2006 an einer Aphasie leidet. Sie ließen die Kongressbesucher an einer therapeutischen Sitzung zum Thema „Komplexe Sätze“ in der Aphasietherapie teilhaben. Die wissenschaftlich basierte, klar strukturierte Behandlungseinheit hinterließ großen Eindruck. Ergreifend waren letztlich auch die zwar durch aphasische Symptome gekennzeichneten, doch sehr reflektierten und hilfreichen Einschätzungen durch Frau Kilic, die von den Therapeuten und Ärzten dankbar aufgenommen wurden.

Der gesamte Vorstand freut sich nach diesen gelungenen Tagen, in zwei Jahren erneut einen Kongress auf die Wege bringen zu können.

Christiane Baer, Salzgitter

für „Sprache · Stimme · Gehör